Donnerstag, 31. August 2017
" Du siehst sehr schlecht aus", stellt Frau Michel fest.
Ich kämpfe, würge, versuche die Tränen runterzuschlucken. Zwecklos.
Es dauert nicht lange und die ersten Tränen laufen, sie nimmt mich in den Arm.
Frau Michel versteht mich, sie ist auch eine Depressive... und meine Nachbarin.
Sie kennt ebenfalls Doofnuss samt Mutter.
Die Mutter noch aus Schulzeiten.

Ich sitze bei Frau Michels, spreche meine Gedanken aus, werde wütend dabei.
Sie nimmt mich immer wieder in den Arm, ihr Sohn pfeffert ebenfalls ein paar böse Worte über Doofnuss, deren Kinder, unsere Vermieterin mit in die Runde.
Michels Junior ist in Ordnung, uns verbindet ein gemeinsames Laster.
Nach einer Zeit verzieht er sich in sein Zimmer, Frau Michels kommt mit Alkohol.
" Bier oder Wodka?"
Wodka!

Die Welt ist für einen Abend wieder in Ordnung. Normal versuche ich Alkohol zu vermeiden, um die Stimmungsschwankungen nicht zu verschärfen... aber manchmal :
Was sein muss, muss sein!

Das dachte ich mir damals auch, als ich Besuch vom Betreuungsgericht hatte und die Diagnose 2 Wochen später im Briefkasten lag.
Affektinkontinent.
Das Wort war mir neu, das musste ich erst einmal googlen.
Früher nannte man sowas schlicht "nah am Wasser gebaut" und wurde halt hingenommen. Heutzutage ist das eine "Krankheit".
Lächerlich.
Darauf ein Bier.

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