Sonntag, 24. September 2017
Schmerz lass nach
Es gibt Tage, die dürfen gern vorbei sein ehe sie anfingen.
Gestern war so ein Tag.

Wetter zwar schön dem ersten Anschein nach, aber ich spürte den Wetterwechsel, bzw mein Kopf spürte ihn.
Morgens aufzustehen und Migräne zu haben, ist Mist.

Muttertier gebeten, in die Apotheke zu fahren, denn : ich fahr ungern selbst wenn mein Schädel platzt.
Jaja, kein Problem, ich muss eh in diese Richtung.

Gut, dachte ich und verkroch mich mit einem Eimer aufs Sofa, nickte ein.
Zwei Stunden später auf die Uhr geschielt, gewundert.
Ich griff mir das Telefon und klingelte bei Muttertier an, ob sie die Tabletten geholt hat.
Nein, hab ich vergessen.
Toll, fünf vor zwölf, die Apotheken machen gleich zu.
Grummelnd legte ich auf und wählte die Nummer von Schwesterlein.
Kannst du mir bittebitte einen Gefallen tun, die Apotheke in Kleinkleckersdorf hat Notdienst, ich hab Migräne, ich brauch das und das.
Hol ich dir!

Kein Problem, ins nächste Dorf braucht sie 10 Minuten, 10 Minuten retour, dann heißt es byebye Migräne.

Übelkeit schoß in mir hoch, ein Glück hatte ich den Eimer am Sofa stehen.
Ich säuberte mich und meinen orangenen Kumpel anschließend im Bad, bevor wir beide uns wieder aufs Sofa legten.

Wieder bin ich weggenickt, diesmal nur für eine Stunde.
Wieder anrufen: warst du schon, wo steckst du, bla.
Ich hab vergessen, das Ben mich eingeladen hat, tönt es aus dem Hörer.

Nahe am Schreikrampf aufgelegt, in was Bequemes geschlüpft, die Treppe runtergewankt und ins Auto gestiegen, selbst zur Apotheke gefahren.

Manchmal hasse ich meine Familie... so sehr. Hätte meine Mutter Migränemittel gebraucht, wäre sie schon nach 30 Minuten maulig geworden, wo die Tabletten bleiben.

Das nächste Mal fahr ich einfach gleich selbst zur Apotheke, matschiger Kopf hin Migräne her.

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Mittwoch, 20. September 2017
Katja
"Hast du heute Zeit und kannst vorbeikommen?"
lautet Katjas Frage via Whatsapp.
Klar, warum nicht, ich bin neugierig, wie groß ihre beiden Knöpfe geworden sind.

"Aber schreib, wenn du losfährst. Ich hab die Klingel abgestellt, weil Dustin schläft und ich Jêrômê grad hinlegen will"

Okay, nix Neues, also schreibe ich, als ich losfahre. Katja wohnt 3 Kilometer entfernt, in einem ruhigen Viertel der Stadt. So ruhig, das Kita und Kindergarten nur mit dem Auto erreichbar sind.

Die Haustür ist angelehnt und an der Wohnungstür hängt außen der Schlüssel, wie üblich wenn Besuch kommt.
Katja wartet bereits, Klein - Jay (Jêrômê) vor den Bauch geschnallt in so ein "Tragi".
"Anders schläft er leider nicht ein."
Blödsinn, ist meine Antwort.
Katja verdreht die Augen und geht in die Küche.

Die sieht aus, als wäre eine Busladung Flüchtlinge zu Besuch gewesen, der Boden, die Anrichte... Brösel, alte Nudeln, Brotreste verteilen sich gleichmäßig über alles.
Auf der Spülmaschine stapelt sich das schmutzige Geschirr.
"Mit den beiden Kindern hab ich leider kaum noch Zeit zum Aufräumen."

Wir sitzen in der Küche, als mein Blick in den Flur fällt. Ein voller Wäschekorb.
"Das sind saubere Stoffis. Bei Dustin hab ich noch Wegwerfwindeln genommen, Jêrômê bekommt Stoffwindeln. Ist besser für die Umwelt."
Skeptisch betrachte ich das Knäuel Stoffwindeln, es müssen mindesten 20 Stück sein.
Bekommt man die im normalen Programm überhaupt sauber?
"Naja, nein. Manchmal muss ich die Ladung ein zweites Mal waschen, beide Male mit Wasser plus. Die Stoffis saugen sich gut mit Wasser voll. Achja, ich nehme auch ein Biowaschmittel ohne Parfüme und dieser ganzen Chemie."

Mir liegt eine entsprechende Antwort auf der Zunge, lasse es aber, murmle, ich müsse mit meiner Katze noch zum Tierarzt.
"Oh.. danke für deinen Besuch. Komm doch mal wieder vorbei, ja?"
Ich nicke nur, trotte die 3 Etagen runter und treffe vor der Haustür auf Dennis, Katjas Mann.

Wir stehen beide vor der Tür, rauchen gemeinsam. Er schüttet mir sein Herz aus.
Seit Katja von Chantal, Lillys Mutter, von den Stoffis gehört hat, brauchte sie auch welche.
Und dieses Superwunderbiowaschmittel.
Und..
Und...
Und..

"Du möchtest nicht wissen, was mich dieser Spaß gekostet hat."
Doch, kanns mir denken. Ebenso kann ich mir denken, das Wasser und Strom explodieren werden, da die Stoffwindeln beim ersten Trocknerdurchlauf nicht trocken werden und bis zu dreimal durchgeorgelt werden müssen.

Dennis ist genervt. Hielt sich die Spinnerei beim ersten Kind noch in Grenzen, so dreht sie jetzt durch.
Der Kleine dürfe nicht in die Kita, der Große nur halbtags, die ganze Zeit klebt sie sich die Kinder an die Schürze, die Wohnung sieht aus wie Sau.

Manchmal habe er nach Feierabend keine Lust heimzugehen.
Verstehen kann ich es und mir fällt wieder ein Begriff ein : Helikoptermama.
Dennis nickt nur, zum Lachen ist ihm schon lang nicht mehr zu Mute.
"Machs gut alte Hütte, pass auf dich auf!" seine Pranke donnert auf meine Schulter und er verschwindet im Haus.

Armer Kerl.

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Sonntag, 17. September 2017
Schlecht
Geht es mir grad nicht nur körperlich.

Heute morgen beschloß ich, meinem Körper noch etwas Ruhe zu gönnen, damit er sich erholen kann und packte mich wieder ins Bett.

Logisch, das man im Tiefschlaf kein Telefon/Handy hört - was ich aber auch aus dem Schlafzimmer verbannt habe.
Man muss diese elektronischen Plagegeister ja nicht überall dabei haben.

Grad schrillte mein Handy los, eine neue Whatsapp Nachricht.
Muttertier.
Warum ich nie ans Telefon gehe, sie wollte heute mittag mit mir essen gehen..
Da ich nicht reagiert habe, musste sie alleine essen gehen.

Auf meinen Einwand, das ich nicht nur krank sondern auch im Bett lag um mich auszukurieren.

Genau wie dein Vater!! Genauso faul!!

Alles klar, danke fürs Gespräch. Wunder dich nicht, warum ich so gereizt reagiere oder schon gar nicht mehr.

Dieses ewige Schuldgefühlemachen kotzt mich so dermassen an, beinah hätt ich den Teller mit den Rühreiern an die Wand geknallt, hab mich aber darauf beschränkt, das Handy auszuschalten und es sehr vorsichtig auf den Couchtisch zu legen.

Scheißleben.

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